Ducati 860 Restaurationsbericht

Testastretta
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Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Testastretta » Do 8. Sep 2022, 15:45

Moin liebe Königswellen Gemeinde,

Ich bin Jan, 23 Jahre alt und Maschinenbau Student. Wenn ich mal etwas Zeit hatte, habe ich mich gerne hier ins Forum begeben um ein wenig über Königswellen zu lesen. Ich dachte da mein Projekt, welches das bisher erste Motorrad ist das ich eigenständig wieder auf die Beine gebracht habe, jetzt abgeschlossen ist, schreibe ich aus meiner Erinnerung einen Erlebnisbericht. Da das Ganze doch recht lang wurde, werde ich hier nach und nach einen Teil veröffentlichen.

Ende April 2021 stieß ich beim Stöbern in Ebay Kleinanzeigen auf ein Inserat welches meine Aufmerksamkeit weckte. Zerlegte Ducati 860 zu verkaufen – 4500 Euro. Mist, eigentlich suchte ich nach einer soliden Pantah, so als entspannte Ergänzung zu den neueren Ducatis die mein Vater und ich über die Jahre ansammelten. Köngswellen fand ich immer super, es schien mir aber unerreichbar selber eine zu besitzen, weil teuer, 4500 Euro klangen jedoch verlockend. Dass ich mit Erwerb dieses Motorrads vor einer Vollrestauration stehen würde, war mir bewusst. Und mit meinem Vater an meiner Seite, Dr. Ing und Restaurator verschiedener Motorräder und Autos, war ich mir sicher dass es schon irgendwie hinhauen würde. Also begaben wir uns recht kurzfristig auf den Weg um uns die Fragmente anzuschauen. Und was soll ich sagen… der Zustand war genau so dunkel wie der Schuppen in dem die Teile lagen. 1982 wurde sie abgemeldet, und dann wohl in einer Nacht und Nebel Aktion im Schnellverfahren mit Hammer und Meißel (Ernsthaft, nicht nur eine Redewendung) auseinander gerissen. Anschließend wurde alles in einen großen Topf geschmissen und zwischen Rasenmäher und Fahrrädern auf alle Ewigkeiten zum Vergessen weggestellt. Alle Teile auf dem Rasen ausgebreitet konnten wir uns einen Eindruck über den Zustand verschaffen. Teile wie die Sitzbank und der Scheinwerfer waren durch die Lagerung aufgescheuert. Kühlrippen waren ausgebrochen. Das ganze Motorrad war lackiert in einem schrecklichen Blau, verfeinert durch Silber angepinselte Elemente und rote und weiße Aufkleber. Jedoch nichts was meinen Enthusiasmus dämpfen konnte. Gesagt getan handelte ich den Krempel um weitere 1000 Euro runter und wir fingen an Teile bis unter das Dach in unseren Kombi zu laden. Und hier begann mein Projekt.

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https://www.directupload.net/file/d/666 ... aw_jpg.htm

Als erstes fing ich an den Motor zu zerlegen. Plan war es möglichst schnell alle Teile die ich an Dritte weiterreichen würde zu zerlegen und abzugeben. Eine weise Entscheidung, denn das Warten auf andere sollte zeittechnisch das Nadelöhr werden. Für die eigene Doku wurde alles fotografiert und in beschriftete Tüten verpackt. Als erstes wanderten die Motordeckel ab, und direkt erwartete mich unter dem Deckel vom Ritzel eine böse Überraschung. Zu irgendeinem Zeitpunkt muss wohl mal die Kette abgerissen sein und hat dabei ca. 2cm tief Material aus dem Alu Gehäuse gerissen. Das war ein echt grober Schnitzer den ich beim Kauf total übersehen habe.

https://www.directupload.net/file/d/666 ... h4_jpg.htm

Ansonsten verlief die Demontage recht flüssig. Das Schwungrad saß fest auf dem Konus. Beim ersten Mal habe ich es vom Königswellen Experten Olli Oltmanns abziehen lassen. Später habe ich mir einen dreiarmigen Abzieher zurecht geschliffen, der durch die Löcher des Schwungrades greift, dieser funktioniert ebenfalls gut. Auffällig waren die abgefressenen Zähne auf dem Schwungrad, in den das Zahnrad vom Anlasser eingreift. Die Art und Weise wie der Anlasser den Motor antreibt finde ich nicht besonders elegant, und nachdem ich den bleischweren Anlasser Motor weghievte entschied ich mich dafür, ihn nicht weiter in seiner Ruhe zu stören, und mir stattdessen einen Deckel ohne Anlasser von Mdina aus England kommen zu lassen.

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Es fällt mir schwer einzuschätzen wie viele Kilometer das Motorrad vor seiner Stilllegung gelaufen ist. Die Spuren am Schwungrad als auch später entdeckte Verschleißerscheinungen sprechen allerdings für wesentlich mehr als die 18000 Kilometer waren die man auf dem Tacho ablesen konnte. Als der Motor nun in sämtliche Einzelteile zerlegt war machte ich mich auf den Weg zu meinem Motorenbauer. Die Kolben waren hinüber. Ebenso machten die Pleuel keinen guten Eindruck mehr. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein Bauchgefühl dass ich hier nicht mehr günstig davon kommen würde, und ich habe sowas von Recht behalten! Also bestellte ich Omega Kolben und Carillo Pleuel bei Kämna. Außerdem, weil dann doch vergleichsweise günstig, gab es neue Ventile. Der Motorenbauer kümmerte sich dann um gehärtete Ventilsitze und neue Ventilführungen, gehohnte Zylinder, eine feingewuchtete Kurbelwelle und zwei herausgebrochene Kühlrippen. Außerdem reparierte er diesen Alptraum erregenden Ausbruch an der Schaltwelle indem er nach und nach an der Stelle Material aufschweißte. Danach wurden Verzüge durch Hitze an der Gehäusehälfte korrigiert.

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Ebenfalls entschied ich mich dazu den Motor auf von Olli Oltmanns auf Hauptstrom Ölfiltrierung zu ändern. Hat man sowieso schon alles auseinander ist das keine allzu kostenaufwändige Sache und man tut dem Motor damit sicher viel Gutes! Die Änderungen die er vorgenommen hat sind alle intern, an der äußerlichen Erscheinung ändert sich also nichts, das war mir wichtig, denn diese Schläuche entlang des Motors gefallen mir optisch nicht besonders. Da der Motor ziemlich eingesüfft war und zudem Spuren vom Anschweißen der Kühlrippen hatte, habe ich alles bei Olli strahlen lassen. Die ganzen Arbeiten habe ich jetzt so runter gerattert, ich habe aber sicherlich 8 Monate auf alles gewartet. Zu meinem Frust hat sich der Motorenbauer wesentlich mehr Zeit genommen als mir lieb war. Diverse Optikteile am Motor, also alles was hochglanzpoliert oder verchromt ist, habe ich zusammen mit allen anderen Chromteilen an eine Adresse nach Polen versandt. Tiefe Riefen im Lichtmaschinendeckel zeugten von einem früheren Unfall. Allgemein war alles aus Alu ziemlich vermackelt. Immerhin hatte sich das Warten (ca. ein halbes Jahr) gelohnt. Sogar die tiefen Riefen im Lichtmaschinendeckel waren verschwunden! Das spricht für gute Handarbeit. Und würde ich nicht schon ein volles Jahr auf weitere Teile für ein anderes Fahrzeug warten, hätte ich die Adresse als Empfehlung hier veröffentlicht.

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https://www.directupload.net/file/d/666 ... tf_jpg.htm

Mit dem Motor in der Bearbeitung nahm ich mir als nächstes den Rahmen vor. Ich habe einen der Rahmen erwischt, welcher diese zusätzliche Schleife als Griff für den Sozius hatte. Die Variante der GTS bei der der Rahmen unter der Sitzbank bleibt gefällt mir allerdings wesentlich besser! Ich habe leider keine Ahnung vom Schweißen, oder Rohre biegen, und so gerne ich alles selber mache habe ich einen gewissen Qualitätsstandard. Also bin ich mit dem Rahmen zum örtlichen Oldtimerfuzzi gefahren und habe ihm durch illustre Gestiken die fließende, sich unter der Sitzbank versteckende Linie herbeigeführt, welche ich mir gewünscht habe. Meine originale Sitzbank beherbergte mehrere Jahrzehnte meine Federgabel auf sich. Das Polster war somit im durchgedrückt und gab das Budget für eine GTS Sitzbank frei, die ich irgendwo im Internet noch auftreiben konnte.

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https://www.directupload.net/file/d/666 ... rj_jpg.htm
https://www.directupload.net/file/d/666 ... 3q_jpg.htm

Hier das Endergebnis, mit dem ich zufrieden bin. Im Original ist der Rohrdurchmesser hinter der Aufnahme der Federbeine geringer als das vorherige Rahmenrohr. Das in diesem Fall für die Schlaufe verwendete Rohr ist im Durchmesser identisch. Das wäre sicher ein Detail das man hätte schöner machen können, fällt nach der Lackierung aber nicht großartig negativ auf. Der Bogen biegt sich zugleich hoch und parallel zum Boden. Ich habe mir später sagen lassen, dass das wohl schwierig zu biegen war. Ich habe mir auch sagen lassen, dass er zum ersten Mal eine Rahmenschlaufe gebogen hat. Die Arbeitsstunden fielen dementsprechend hoch aus, und wir teilten die Rechnung 50/50. Ebenfalls ließ ich noch einen Kennzeichenhalter einer 900SS auf mein Schutzblech ändern. Das 900SS Schutzblech ist nicht so breit wie das der 860, daher muss der Bogen an der Stelle an der der Halter am Schutzblech festgeschraubt ist leicht geöffnet werden. Der originale Kennzeichenhalter mit der riesen Abordnung von Blinkern kam nicht in Frage. Hätte ich welche verwendet, dann nur die original Zink- Druckguss Blinker. Diese sind allerdings unverschämt Teuer und wenn man welche bekommt schwierig zu verchromen, da Zink-Druckguss mit der Zeit Poren bildet welche vor dem erneuten Verchromen verschlossen werden müssen.

So, das soll es für den ersten Teil erstmal gewesen sein. Verraten kann ich schonmal dass ich inzwischen 1500 Kilometer ohne großartige Probleme zurückgelegt habe. Weiteres dann beim nächsten Mal.

Bis dahin, Jan

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Ducajo
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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Ducajo » Fr 9. Sep 2022, 05:45

Hallo Jan,

toller Bericht, mit dem Du Dich hier im Forum vorstellst. Da leidet man förmlich mit bei allen Deinen Problemen . Aber es freut mich natürlich sehr, dass sie jetzt zu Deiner Zufriedenheit läuft. Da wünsche ich Dir, dass das lange so bleibt und dass Du immer Spaß beim Fahren hast.

Mit den besten Güßen
Ducajo :D
Zuletzt geändert von Ducajo am Di 13. Sep 2022, 18:55, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist schon erstaunlich, wieviel Menschen Frieden offenbar zu langweilig ist!

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Car7662 » Sa 10. Sep 2022, 09:10

Hi Jan,

Super gemacht und geschrieben.

Grüße

Axel

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Montifalco » Mo 12. Sep 2022, 19:50

Hallo Jan,
Super Bericht. Bin schon jetzt auf die Fortsetzung und das Endresultat gespannt!!!

Grüsse

Monti

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von humlik » Di 13. Sep 2022, 08:08

Willkommen, schön, dass sich jüngere für den alten Krempel auch interessieren
Gruss Konrad

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von eifelnobby » Di 13. Sep 2022, 20:36

humlik hat geschrieben:
Di 13. Sep 2022, 08:08
Willkommen, schön, dass sich jüngere für den alten Krempel auch interessieren
Gruss Konrad
Genau das gleiche habe ich auch gedacht, Konrad 👍🏻
@Jan: willkommen hier im Forum und danke fürs Senken des Altersdurchschnitts😉. Sehr cooler Bericht übrigens 👍🏻👍🏻👍🏻; gerne mehr davon 😎

Grüße Norbert

Testastretta
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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Testastretta » Do 15. Sep 2022, 19:52

Vielen Dank für die freundliche Begrüßung! Es freut mich dass mein Bericht bei euch auf Interesse stößt.

Bevor es zum eigentlichen Bericht geht möchte ich noch kurz ein anderes Thema ansprechen. Jedes Mal wenn ich unterwegs bin werde ich irgendwo bei einem Halt auf mein Motorrad angesprochen. Den meisten unterbreite ich in meinem Enthusiasmus dann wesentlich mehr Informationen als sie in dem Moment zu wünschen scheinen. Aber egal. Oftmals stellt mein Gegenüber zu einem Zeitpunkt im Gespräch die Behauptung auf, die Jugend würde nicht mehr schrauben wie sie es damals getan hätten. Das ist meiner Meinung nach ein Mythos, resultierend daraus, dass das Umfeld um diese Leute mit ihnen gealtert ist, und sie eben einfach weniger Kontakt mit jüngeren Menschen haben. Ich als Junge vom Land kann sagen, dass ich mehr Freunde habe die an irgendeinem alten Kram, seien es Mopets, Motorräder, Trecker oder Autos schrauben als solche die das nicht tun. In dem Sinne: Lang lebe der Verbrenner! So, ab zum zweiten Teil.

Folgend stand die Lackierung von Rahmen und sämtlichen Anbauteilen aus. Etwas, dass ich mir vorgenommen habe selber zu machen. Von einem Kumpel habe ich mir eine Sprühpistole geliehen, den Kompressor hatte ich selber. Als Lack habe ich lösemittelhaltigen 2K LKW Chassis Lack zum selber mischen verwendet. Vorher wurde der Rahmen von mir entrostet und grundiert. Das habe ich leider nicht mit Bildern dokumentiert. Sämtliche Kleinteile wie die Gabelbrücken, Scheinwerferhalter usw. habe ich vorher abgebeizt. Beim Lackieren ist die Vorbereitung wichtiger als das Lackieren selber, daher gilt es darauf zu achten, sämtliche Stellen an die kein Lack gelangen soll, kleinlichst abzukleben. Bevor man lackiert muss der Rahmen absolut Fett und Schmutzfrei sein. Den Raum habe ich vorher mit einer Gießkanne abgegossen um den Staub am Boden zu halten. Zuvor habe ich Erfahrungen mit dem Lackieren von Kleinteilen mit 2K Sprühdosen an anderen, kleineren Projekten gesammelt. Und entgegen meiner hier eingebrachten Expertise habe ich zu spüren bekommen, es in Zukunft bei solchen Kleinteilen zu belassen. Erstmal ist ein Rahmen mit seinen ganzen Rohren und Verwinkellungen unheimlich anspruchsvoll zu lackieren und außerdem lässt sich ab einer gewissen Größe von Teilen die Verschmutzung nicht mehr kontrollieren. Außer natürlich man verkleidet absolut alles vorher mit irgendeiner Folie. Aber wer macht das schon wenn man einen Opa mit einem Schuppen hat, der bis heute behauptet es mache ihm nichts aus wenn sich seine Gletscherweißen Regale in ein sattes Grau mit schwarzen Sprenkeln umfärben. Naja…. Was geschehen ist, ist geschehen. Ich sagte beim Lackieren ist die Vorbereitung wichtiger als das Lackieren. Wenn man merkt, dass man sich mit der Lackierung eines Rahmens in einem schlecht ausgeleuchteten Schuppen etwas verschätzt hat, ist die Nachbereitung das Wichtigste von Allem. Problematisch war es an allen Stellen gleichmäßig Farbe aufzutragen. Und so erzeugte ich an diversen Stellen Läufer und raue Oberflächen durch Farbnebel. Zum Glück war überall genügend Lack, um die meisten Unregelmäßigkeiten mit sehr feinem Schleifpapier und später Politur heraus zu polieren. Die Nachbereitung für den Rahmen und die Schwinge dauerte sicher nochmal drei volle Tage. Was den Tank, die Schutzbleche und die Seitendeckel angeht habe ich mich an einen „Profi“ gewandt. Der Plan war Candy Rot mit auflackierten Streifen, unter Klarlack und mit Zwischenschliff, sodass keine Kante zwischen dem Rot und den silbernen Streifen entsteht. Das Lackieren scheint selbst einigen Lackierern, sogar solchen die sich selber „Custompainter“ o.äh. nennen, schwer zu fallen. Denn bis auf den Lack selber, der fantastisch in der Sonne funkelt (irgend so ein Zeug von House of Kolor), war die handwerkliche Ausführung miserabel. Über kurz oder lang werde ich zu meinem Ärger das Ganze noch einmal neu lackieren lassen (Hier nehme ich gerne Empfehlungen für gute Lackierer entgegen). Mir schwebt vor sie beim zweiten Mal in dem Kupfer/Orange Flake zu lackieren, in dem die 750 GT damals präsentiert wurde. Die Streifen gefallen mir gut, die kommen wieder drauf.

In der Zwischenzeit sind ein paar Monate vergangen und ich habe auf Ebay Kleinanzeigen seit längerem eine Mike Hailwood Replica auf meiner Beobachtungsliste. Mein Vater und ich sind gerade auf dem Weg um uns eine Suzuki GT 750 anzusehen, da ploppt auf meinem Handy auf „Ducati 900 MHR im Preis reduziert!“. Und der Preis war unschlagbar. Wir sahen uns also die Suzuki an und fuhren quasi schon fast unter Zwang direkt weiter, um eine unverbastelte 84er Hailwood mit 50tkm und noch verplombtem Motor aufzufinden. Es lag auf der Hand das mein Vater nun auch im Königswellen Club war. Hier ein Bild wie wir sie auffanden. Allein die Sitzbank war es die ihr fehlte. Aufmerksamen Betrachtern meiner Bilder ist jedoch aufgefallen, dass sich unter der Teilesammlung die ich beim Kauf meiner 860 erstand auch ein ziemlich ramponiertes, weinrot grünes Hailwood Heck befand. Und mit diesem Heck kam eine gut erhaltene original Hailwood Sitzbank! Glück muss man haben. Diese tauschte ich mit meinem Vater gegen originale Conti Auspuff Schellen die ich noch benötigte, und die bei der Hailwood dabei waren.

https://bilderupload.org/bild/4aec64142-20210724-143420

Die originalen Radaelli Felgenringe waren völlig verrostet. Sie neu zu verchromen wäre ähnlich teuer gewesen, wie die Hochschulter Ringe für die ich mich stattdessen entschieden habe. Vorne 2.5“, Hinten 3“ und Edelstahl Speichen. Bei den Federbeinen habe ich mich für YSS Federbeine entschieden. Koni Federbeine hätten vielleicht die Optik besser gewahrt, aber da ich keine hier keine Standuhr baue ist es mir an dieser Stelle wichtiger das Fahrverhalten nach eigenen Präferenzen trimmen zu können. Bei späteren Testfahrten hat sich diese Auswahl bezahlt gemacht. Für mein Gefühl fährt das Motorrad wesentlich besser wenn man die Federbeine auf die maximale Länge eingestellt hat. Ich muss allerdings dazu sagen dass ich diese Änderung vorgenommen habe ohne vorher die Federvorspannung korrekt auf mich einzustellen. Bei meinem Gewicht von unter 60 Kilo gehe ich allerdings davon aus, dass die serienmäßige Einstellung ebenfalls eher eine höhere Stellung des Hecks zur Folge hat. Ansonsten waren eben noch ein paar Kleinigkeiten dran. Bremspumpe überholen, Gabel mit neuen Simmeringen und Öl versehen. In meinen original Bremszangen (mit zwei Entlüfter Nippeln pro Seite) steckte nurnoch das Gewinde der Entlüfternippel, das bedeutete wenig Chance darauf die alten heraus und neue hineindrehen zu können. Da man noch neue P08 Bremszangen komplett mit Belägen kaufen kann entschied ich mich gegen die Aufarbeitung meiner alten Zangen.

https://bilderupload.org/bild/894b64164 ... 40-resized

Der Winter brach ein und an Fahrwerk und Rahmen war soweit alles erledigt. Den alten Kabelbaum wollte ich natürlich so nicht wieder verwenden. Zum Glück war er weitestgehend original belassen. Also bestelle ich Kabel in sämtlichen Farben des Regenbogens und deren Kombinationen, nagelte den alten Kabelbaum auf ein Brett und begann ihn auf einem weiteren Brett ihn Originalfarben zu replizieren. Sobald sich die Kabel an einem Motorrad befinden, und es darum geht Fehler zu finden die sich in irgendeiner schlecht zugänglich Ecke des Fahrzeugs befinden, bekomme ich wie viele schlechte Laune. Einen Kabelbaum von Grund auf anhand zweier Bretter neu zu ziehen hat allerdings etwas Meditatives. Außerdem ist es ein super Gelegenheit die Kabelführungen nachzuvollziehen, bevor das Ganze unübersichtlich hinter Tank und Scheinwerfer verschwindet. Dort wo eine Vielzahl von Kabeln zusammen lief habe ich die Stränge mit Bougier Rohr ummantelt. Die Trennung zwischen vorderem und hinterem Kabelbaum habe ich wie im Original auch mit diesen 9 (oder waren es 12?) Fach Steckern vorgenommen. Ansonsten habe ich bei Steckverbindungen die nicht umhüllt von etwa einem Scheinwerfer oder einem Cockpit waren Superseal Stecker verwendet. Die Dinger machen einen sehr soliden Eindruck, sind gedichtet und gibt’s als China Paket für verschiedene Mengen an Kabeln für wenig Geld. Für Flachstecker ist eine vernünftige Crimp und Abisolierzange unerlässlich. Was das anging konnte ich mich gut aus dem Werkstattequipment meines Vaters bedienen. Mir ist aufgefallen dass man für Flachstecker in kleinen Mengen einen Haufen Geld ausgeben kann, oder man bestellt Chinaware. Wenn man einen Kabelbaum baut muss man mit Flachsteckern ähnlich verschwenderisch umgehen können wie mit Kabelbindern, also Punkt für China. Die Original Kontrolllampen im Cockpit waren nicht mehr verwendbar, daher habe ich sie gegen LEDs getauscht. Hier kann man ebenfalls zu 1:1 Repliken greifen, oder man besorgt sich für erheblich geringere Stückkosten qualitativ gleichwertige Leuchten die eben ein wenig anders aussehen. Ich habe welche von Metzler verwendet. Hätte ich gewusst wie hell die LEDs bei Nacht sind hätte ich noch Vorwiderstände eingebaut. Das Cockpit mit meinen ganzen Kabeln ist allerdings nicht gerade geräumig, und da inzwischen alles zusammen ist, bleibt es jetzt eben so. Immerhin ist die Ablesbarkeit im Sommer bei voller Sonneneinstrahlung immernoch tadellos. Ich überlege mir noch ob ich nicht das Beste aus beiden Welten mache und einen Arduino über einen Poti als Dimmer für die LEDs programmiere. Das ist allerdings recht umfangreich da ein Arduino nicht die 12 Volt der Bordelektronik verkraftet. Dass zwingt einen dazu mit wilden Akrobatiken der E-Technik um sich fuchteln damit man zu einem funktionierenden Ergebnis kommt. Elektrik ist nicht mein Steckenpferd. Und Elektronik enthält leider eine ganze Menge davon, also warten wir ab was der Winter bringt. Alle LEDs haben eine gemeinsame Masseverbindung, also wäre eine andere Möglichkeit das Poti nach den LEDs zur Masseverbindung hin zu schalten. Das ist allerdings nicht ideal, und außerdem würde es die Beleuchtung von Tacho und Drehzahlmesser mit dimmen, die ist so schon dunkel genug. Den Rest kürze ich ab. Blinker an den Lenkerenden mit lastunabhängigem Relais. Da gibt es ganz nette Lösungen welche die Birnen langsam auf und abblenden. Die Ducati Elettronica Zündung habe ich in hohem Bogen rausgeworfen und durch eine Sachse Zündung ersetzt. Wie ich später rausfinden durfte waren beide Laderegler die ich hatte frittiert, also gab es ebenfalls einen Sachse Laderegler. Mein originales Zündschloss hatte meiner Erinnerung nach sechs Pole und war leider unvollständig. Ich habe es getauscht gegen ein zwei poliges, das schaltet jetzt lediglich die Zündung. Licht wird über den Handschalter gemacht. Vollkommen reibungslos lief der Einbau vom Kabelbaum nicht. Irgendwo habe ich die Verkabelung vom Handschalter durcheinander bekommen. Das hat dann einen Tag Fehlersuche gedauert. Später im Betrieb sind mir dann noch andere Kleinigkeiten aufgefallen, diese waren jedoch einfach behoben.

https://bilderupload.org/bild/ca0d64049-20211207-131752

Die genaue Bezeichung meines Studienganges nennt sich Maschinenbau und Design. Ich hatte bisher noch kein einziges Fach das etwas mit Design zu tun hatte, und meinem Semesterplan zufolge wird es weitestgehend auch so bleiben. Dennoch sind einige Bauteile an meinem Motorrad meiner ästhetischen Spitzfindigkeit nicht gewachsen. Es gibt zwei Dinge vollständig zurückrüstbare Dinge die ich optisch an meinem Motorrad verändern möchte. Die Seitendeckel und das vordere Schutzblech. Bei den Seitendeckeln wurde damals angeklagt, sie würden die Sicht auf die Königswelle des stehenden Zylinders verdecken. Ohne genauen Plan im Kopf schwebte mir vor, das irgendwie zu ändern. Das originale vordere Schutzblech könnte sich mit leichter Anpassung unbemerkt in die Optik des Lanz Bulldogs meines Freundes Jan Hendrik eingliedern. Jan Hendrik braucht zwei Personen um sein Schwungrad auszubauen. Ich brauche keine zwei Personen, und dennoch muss ich ganz wie mein Freund Jan Hendrik an dieser Stelle zu Teilen aus dem Landmaschinenhandel greifen. Laverda Schutzbleche waren damals eben schöner. Wie der Zufall so will haben die SF Modelle mit Scheibenbremse die gleiche Ceriani Gabel wie meine Ducati. Und so verbaue ich das meinem Empfinden nach deutlich schönere Schutzblech einer SF 750 an meinem Motorrad. Ein originales hinteres Edelstahl Schutzblech von einer GTS rundet die ganze Sache ab. Kommen wir zu den Seitendeckeln. Ich habe mal so ein 30 Euro Ausbeulhammer Set geschenkt bekommen. Also begann ich mir eine Schablone für die Seitendeckel zu bauen. Diese Schablone wurde verwendet um aus 1,5mm Alublech meine Seitendeckel auszuschneiden. Auf Treffen habe ich gesehen wie die meisten an dieser Stelle aufhören . Zweidimensionale Deckel sind mir aber viel zu lieblos. Also kramte ich mit der Vermutung, dass das Blech in Kürze wieder im Müll landen würde, meine Hämmer aus der Ecke und versuchte meinem Deckel eine zusätzliche Dimension zu verleihen. Zu meinem Überraschen ist das Formen von Aluminium bis zu einem gewissen Grad gar nicht schwer. Dazu spannte ich einen der Handfäustel in meinen Schraubstock ein und fing langsam an die äußeren Kanten meines Deckels nach diesem zu formen. Irgendwas musste allerdings noch in die Fläche, und so bohrte ich entlang einer Linie Löcher, welche ich später mit einem Dremel und einer Feile weiter bearbeitete um Lüftungsschlitze zu bauen. Der zweite Deckel auf der Vergaserseite erhielt von mit noch eine Ausformung in der Fläche. Dazu habe ich das Blech mit der Fläche auf eine Kante gelegt und dann auf den Teil der über die Kante hinaus ragte mit dem Hammer geschlagen. Ist die Kante auf die man das Blech legt zu scharf, fängt man sich üble Riefen ein. Später versuchte ich solche mit Alulot zu verschließen. Das Alulot gliedert sich leider optisch nicht so schön mit dem restlichen Material ein. Wie ein weiterer Deckel der gerade in der Mache ist zeigt, hilft etwas Übung um besagte Riefen zu vermeiden. Sollte man sich dazu entscheiden das Blech im Anschluss zu lackieren, können die Riefen auch gut mit einem Füller beseitigt werden. Mein Blech sollte poliert werden. Das hat einen praktischen Grund, denn ich war mir sicher, dass die Bleche unterwegs mal abgenommen werden würden, um dann irgendwo auf sandigem Boden ihren Platz zu finden. Sollte deswegen mal ein Kratzer in der Oberfläche entstehen, ist blankes Alu deutlich einfacher in der Behandlung als teurer Lack.

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https://bilderupload.org/bild/133864260 ... 41-resized

Der nächste Teil wird das Projekt abschließen. Das bedeutet Motorenmontage und Inbetriebnahme.

Bis dahin,
Jan

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conti
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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von conti » Fr 16. Sep 2022, 13:23

Glückwunsch ...ich hab dir an den " Lippen" gehongen :lol: ....mehr davon 8-)

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von twinshocker » Fr 16. Sep 2022, 19:03

Also erstmal zum Thema ob junge Leute weniger schrauben.
Ich glaub schon daß das so ist , einfach weil heutzutage generell weniger geschraubt wird im klassischen Sinn . Man schaue sich nur mal die ganzen Rolleroder 125er "Tuner " an. Da besteht das Tuning daraus daß man sich ne andere CDI und Auspuff dranschraubt und evtl. noch andere Gewichte in der Variomatik. Das wars dann . Wir haben früher noch mit dem Zahnarztbohrer oder der Rundfeile Kanäle grösser gemacht usw. In 80% der Fälle lief das Ding danach schlechter :lol: , aber so hat man sich halt seine Grundlagen geholt .
Das mag bei dir und in deinem Umfeld anders sein , aber du kommst ja auch vom Land wie du selber schreibst . :mrgreen:

Zum Motorrad : Ich find das super wie du es machst , berichte bitte weiter. Längere Dämpfer tun übrigens meiner Meinung nach jeder Königswelle gut , mit den YSS hast du alles richtig gemacht. Wenn wir mal ehrlich sind , die originalen Marzocchi oder Ceriani können doch ausser hart sein gar nix !
Ich hab in meiner GTS sogar Öhlins drin , aber an der ist auch nicht mehr viel Original .

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von dottore_gambinetto » Fr 16. Sep 2022, 21:44

- Moin Jan,

immer schön weiterberichten. Mal so nebenbei: Wenn einer mit 23 Jahren auf der Uhr eine dermaßen ausgiebig gespickte Liste an Ducati Mopeds hat dann bist du ein Glückskind. In bin in der letzten Hälfte meiner Erdumlaufbahn angekommen und habe 32 jahre gebraucht bis es 3 Ducs waren und sind.
Also dann .Weitermachen und viel Erfolg und Spaß dabei .Schönes Projekt.
Welchen Typ der YSS Federbeine und welche Länge hast du deinem Moped denn spendiert?
Manche Leute mögen es halt nicht wenn mann vor Begeisterung überquillt. Ist so.Aber wenn du die richtigen Freaks trifft wirds lustig und ausgiebig. Wer länger Köwe fährt hat immer was zu erzählen. Königswellen-Ducatis gehören mit zum Faszinierendsten was die motorisierte Zweiradwelt in mehr als 120 Jahren erblickt hat.

Bollergruß aus Bremen

Sigi

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Testastretta » Di 20. Sep 2022, 13:54

twinshocker hat geschrieben:
Fr 16. Sep 2022, 19:03
Also erstmal zum Thema ob junge Leute weniger schrauben.
Ich glaub schon daß das so ist , einfach weil heutzutage generell weniger geschraubt wird im klassischen Sinn . Man schaue sich nur mal die ganzen Rolleroder 125er "Tuner " an. Da besteht das Tuning daraus daß man sich ne andere CDI und Auspuff dranschraubt und evtl. noch andere Gewichte in der Variomatik. Das wars dann . Wir haben früher noch mit dem Zahnarztbohrer oder der Rundfeile Kanäle grösser gemacht usw. In 80% der Fälle lief das Ding danach schlechter :lol: , aber so hat man sich halt seine Grundlagen geholt .
Das mag bei dir und in deinem Umfeld anders sein , aber du kommst ja auch vom Land wie du selber schreibst . :mrgreen:
Ja, die Jungs mit ihren Rollern haben wir hier auch. Bei denen ist das Thema Zweirad dann meistens mit dem Autoführerschein beendet. Aber schau dir mal an was so im Bereich Simson Tuning unterwegs ist. Einem Kumpel ist letztens aufgrund erhöhter Leistung an seiner S51 das Gehäuse gerissen. Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen dass es sogar sowas als verbessertes Tuningteil, wenn man möchte sogar gefräst, zu kaufen gibt. Wäre da nicht das Thema mit der Polizei hätte ich mit Sicherheit auch sowas, aber um meinen Führerschein für sowas hinzulegen fahre ich zu viel.
dottore_gambinetto hat geschrieben:
Fr 16. Sep 2022, 21:44
- Moin Jan,

immer schön weiterberichten. Mal so nebenbei: Wenn einer mit 23 Jahren auf der Uhr eine dermaßen ausgiebig gespickte Liste an Ducati Mopeds hat dann bist du ein Glückskind. In bin in der letzten Hälfte meiner Erdumlaufbahn angekommen und habe 32 jahre gebraucht bis es 3 Ducs waren und sind.
Also dann .Weitermachen und viel Erfolg und Spaß dabei .Schönes Projekt.
Welchen Typ der YSS Federbeine und welche Länge hast du deinem Moped denn spendiert?
Manche Leute mögen es halt nicht wenn mann vor Begeisterung überquillt. Ist so.Aber wenn du die richtigen Freaks trifft wirds lustig und ausgiebig. Wer länger Köwe fährt hat immer was zu erzählen. Königswellen-Ducatis gehören mit zum Faszinierendsten was die motorisierte Zweiradwelt in mehr als 120 Jahren erblickt hat.

Bollergruß aus Bremen

Sigi
Moin Sigi,

Die Bezeichnung für die Federbeine ist 330 TRL. Also 330mm Länge. Verstellbar ist die Federvorspannung, Druckstufe und Gesamtlänge (Verstellbereich sind 10mm). Die Vorderradgabel ist ja nunmal noch auf dem Stand der 70er Jahre. Wäre das anders hätte ich mir überlegt auf Federbeine von Öhlins zu gehen. Mit dem Projekt wollte ich mir keinen Racer bauen, sondern etwas zum entschleunigen, die YSS Beine sind also allemal ausreichend.

Was die Sammlung angeht, das hat sich eben mit der Zeit so ergeben. Wir haben hier auch noch andere Sachen die nicht aus Bologna kommen. Das Alles teile ich mir zusammen mit meinem Vater. Einem solchen Hobby in meinem Alter nach Belieben nachgehen zu können ist etwas über das ich glücklicher nicht sein könnte. Was das mit der Faszination angeht kann ich dir nur Recht geben. Jeder der sich mal mit der Technik auseinander gesetzt hat wird erkennen dass diese Motoren etwas ganz besonderes sind. Und eine Sache ist klar: Das Gefühl etwas zu fahren was man selber zusammengeschraubt hat wird es nie bei einem Händler zu bestellen geben.

Gruß, Jan

Montifalco
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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Montifalco » Di 20. Sep 2022, 18:54

Hallo Jan,

Mit deinem letzten Satz hast du den Nagel auf den Kopf getroffen!!!
Das Gefühl etwas zu fahren, was man selber zusammengeschraubt hat, wird es nie bei einem Händler zu bestellen geben.
Gruss und hoffentlich sehen wir bald das Endergebnis.
Monti

twinshocker
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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von twinshocker » So 25. Sep 2022, 16:46

Testastretta hat geschrieben:
Di 20. Sep 2022, 13:54
.........
Ja, die Jungs mit ihren Rollern haben wir hier auch. Bei denen ist das Thema Zweirad dann meistens mit dem Autoführerschein beendet. Aber schau dir mal an was so im Bereich Simson Tuning unterwegs ist. .........
Ok die Simson Szene ist ja sowieso sehr speziell ! :mrgreen:
Ich glaub auch daß es da ein gewisses Ost-West Gefälle gibt , die Jungs drüben mussten von Haus aus mehr Schrauben und improvisieren , natürlich eher was Zweitakter angeht .

Testastretta
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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Testastretta » Mo 26. Sep 2022, 12:44

So langsam liegt Winter hinter mir und mein Projekt ist seit Monaten aufgrund von fehlenden Teilen gelähmt. Wenn Leute ihre zugesagten Termine nicht einhalten räume ich ihnen natürlich gerne mehr Zeit ein. Doch einige Experten neigen hin und wieder dazu den Bogen zu überspannen. Zum Glück geht es ja hier um nichts Ernstes. Wenn ich Motorrad fahren will dann mache ich das halt mit irgendeinem anderen, abgesehen davon haben wir immernoch Winter. Dennoch fehlen mir inzwischen Teile doppelt so lange Teile wie vereinbart. Das ist mir ein Dorn im Auge, ich wechsle also meine Taktik von stillschweigendem Verständnis zu beharrlicher Penetranz. Und nach einiger Zeit scheinen meine wöchentlichen Anrufe Früchte zu tragen. Der Motorenbauer hat die Teile fertig. Die letzte Zwischenstation vor der Motormontage ist nun Olli Oltmanns für das Strahlen und den Ölstrom Umbau. Der ist allerdings Flink fertig, und so befinde ich mich jetzt vor dem Herzstück des Projektes: Der Motormontage. Doch vorher hieß es Schrubben, Schrubben und nochmal Schrubben. Denn meine frisch gestrahlten Teile sehen aus als wären sie einmal durch die Sahara geschliffen worden. Den Schutz der Stellen die kein Strahlgut bekommen sollten habe ich Olli überlassen. Der macht das nicht zum ersten Mal und Strahlgut an den falschen Stellen hat bekanntlich das Potential den gesamten Motor zu ruinieren.

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Ich verbrachte also zwei ganze Tage damit meinen Motor mit zahlreichen Bürsten in großen Becken mit stets frischem Wasser und viel Druckluft nach und nach zu reinigen. Später stellte ich das Reinigungsmedium auf Bremsenreiniger um. Davon gingen sicher 3 Liter durch. Zum Glück ist der bei Louis im Dauerangebot. So, jetzt soll aber mal was zusammen gebaut werden. Alle Dichtungen und Teile sind da. Bei der Demontage habe ich das Getriebe einfach ausgebaut und in Kartons verstaut, ohne es mir groß weiter anzusehen. Wie ich feststellen durfte, war mindestens die Hälfte aller Zahnräder gezeichnet von Pitting, einige sogar ganz erheblich inklusive Ausbrüchen an den seitlichen Zähnen die in die nebenliegenden Zahnräder eingreifen. Das Budget für das Projekt ist inzwischen jeglicher Vernunft entglitten. Zu Beginn tat die Notwendigkeit einige Teile tauschen zu müssen mit denen ich nicht gerechnet hatte noch weh. Inzwischen verspüre ich bei Teilebestellungen nur noch Taubheit. Und so fasse ich den Entschluss mir ein sündhaft teures, glänzend neues Getriebe von den Australiern Veetwo zu bestellen. Aua. Als das neue Getriebe hier ankam fiel mir ein defektes Zahnrad auf. Ich nahm Kontakt mit dem Service auf und durfte herausfinden dass es wohl eine Charge Zahnräder gab, welche vor dem Härten runter gefallen sein sollte. Ich wartete also erneut darauf dass sich ein neues Zahnrad, natürlich für lau, auf den Weg nach Deutschland machte. Den Herren von Veetwo war das sehr peinlich, als Entschuldigung erhielt ich zusätzlich zu dem Zahnrad eine gefräste Kurbelwellengehäuseentlüftung. Bingo, die passt super zu dem restlichen Bling und hätte mit Versand sicher auch 200 Flocken gekostet.

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Während meine Getriebeteile unterwegs waren unterzog ich meinem Gehäuse mehrere Saunagänge zwecks Einsetzen der Lager. Die Simmerringe folgten, an sich nichts Spektakuläres. Wenn ich mich nicht irre ist es Bevelheaven bei denen man eine Liste mit empfohlenen Lagern und Dichtringen finden kann. Daran habe ich mich gehalten. Als nächstes ging es ans Ausdistanzieren. Mit viel Gefühl dafür wann sie verkantet gleitet die Kurbelwelle wie von Zauberhand in das Gehäuse. Diese habe ich auf 0.1mm Spiel distanziert und dann nochmal eine 0.2mm Scheibe für die Vorspannung der Schrägkugellager mit Metallkäfig nachgelegt. Das sollte passen. Die Getriebewellen folgten mit 0,2 – 0,4mm Spiel. Zuletzt kam die Schaltwalze dran. Der genaue Prozess ist sicher schon so häufig beschrieben worden, dass ich mir spare hier im Detail darauf einzugehen. Nur eines sei gesagt: Bevor man sich an das Distanzieren welchen Bauteils auch immer heranwagt, ist es wichtig seine innere Mitte zu finden. Stress oder Hastigkeit sind fehl am Platz. Gehäusehälftendichtungen habe ich mir direkt mehrere auf Reserve gelegt. Sollte es irgendwann an der Zeit sein den Motor nochmal auseinander zu nehmen, habe ich direkt ein paar identischer Stärke rumliegen.

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Das Zusammensetzten der Gehäusehälften ging völlig stressfrei. Man darf nur nicht vergessen die Kickstarterwelle entsprechend zu verdrehen. Als nächstes folgen die Köpfe. Meine Eltern sind beide promovierte Maschinenbauingenieure. Wenn man in einer solchen Familie lebt führt das zu sehr treffenden Weihnachtsgeschenken, in diesem Fall Veetwo Nockenwellen. Die wanderten direkt in die Köpfe. Bei den Muttern mit denen die Nockenwellen befestigt werden gilt es auf das Linksgewinde zu achten. Man sollte dabei im Kopf behalten dass man nicht nur in die andere Richtung drehen muss sondern auch einen Drehmomentschlüssel braucht der bei Umdrehungen gegen den Uhrzeigersinn auslöst. Nimmt man fälschlicherweise einen normalen Proxxon Schlüssel sagt einem hoffentlich das eigene Gefühl, dass hier etwas nicht richtig sein kann bevor es zu spät ist. Mit den Nockenwellen installiert mache ich mich nun an das Distanzieren der Kegelräder. Zuerst brachte ich die von der Fabrik aus abgeschliffenen Zähne in ebenen Eingriff, dann unterlegte ich beide Zahnräder mit jeweils identischen Distanzscheiben, so lange bis die Räder anfingen schwer zu laufen. Unter diesem Punkt galt es nun zu bleiben. Wie gesagt, ich beschränke mich hier nur auf grobe Details. Ich habe das ganze nach Gefühl gemacht, ohne Hilfsmittel wie eine Paste oder Ähnliches. Als mir die Zahnräder korrekt distanziert zu sein schienen, lud ich die Köpfe ins Auto und machte mich auf den Weg zum Experten Olli Oltmanns. Der sicherte mir netter Weise zu sich meine Distanzierung anzusehen bevor sie in den Betrieb wandern. Neben ein paar Ratschlägen erhielt ich das grundsätzliche Ok für die Kegelräder. An der Stelle vom Profi gesagt zu bekommen das man auf dem richtigen Weg sei tut dem Selbstvertrauen gut. Also machte ich mich gleich daran meine Ventile mit einer Ventilfederzange ein zu bauen, schließlich haben es hier ja mit einem Federmotor zu tun. Abschließend galt es den Deckel in dem sich ein Lager für die Nockenwelle befindet gefühlvoll anzuziehen. Man muss ein wenig mit den vier Schrauben spielen um das Lager an dem Deckel nicht mit der Nockenwelle zu verkanten.

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Mit dem Zusammenbau der Köpfe ist das Ausdistanzieren, und damit die heißeste Phase, durchschritten. Ab jetzt ist lockeres Segeln angesagt…..oder? Wir machen weiter mit der Montage der Kolben. Omega Schmiedekolben, schöne Dinger. Mit der China Kolbenringzange und viel Öl montiere ich die Kolbenringe. Diesen kleinen Sprengring mit dem der Kolben am Pleuel befestigt wird einzubauen erwies sich als sehr fummelig. Für sehr fummelige Angelegenheiten hat mir ein guter Freund meiner Eltern, welcher Zahnarzt ist, diverses Zahnarztbesteck überlassen. Der Blick der Zahnarzthelferinnen als ich die Praxis mit zwei Händen voll Utensilien verließ, war ebenso unbezahlbar wie das Besteck selbst. Als nächstes kommen die Zylinder drauf. Einer bemüht sich so gut es geht den Kolbenring über den der Zylinder gleiten soll zusammen zu pressen, der andere schiebt gefühlvoll und nach Anleitung des anderen den Zylinder nach unten. Das hat gut funktioniert. Vor allem beim dritten Mal, nachdem uns auffiel, dass wir einen der Kolben falsch herum montierten.

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Weiter unten galt es noch den unteren Kegelradantrieb und das Lagerschild zu montieren. An den unteren Kegelrädern war keine große Korrektur der Distanzscheiben von Nöten. Lediglich der Lagerbock in dem das liegende Kegelrad saß brauchte etwas Motivation um seinen Weg in das Gehäuse zu finden. Nach Ausrichtung auf die Steuerzeiten konnten die Köpfe montiert werden. Die Ventilfedern vom liegenden Zylinder stehen beim Einbau unter Spannung. Dreht man die Nockenwelle langsam in die passende Position springt sie nicht weg. Den Rest wollte ich mit dem Motor im Motorrad einbauen. Egal welcher Motor in welches Motorrad wandert, ich habe immer ein schlechtes Gefühl im Magen. Mit knappen fummeligen Sachen komme ich klar, solange sie nicht das Gewicht einer M8 Schraube überschreiten. Einen Motor balancierend auf ein paar Hydraulikzylindern millimetergenau in einen Rahmen zu wuchten steht vom Spaßfaktor bei mir noch weit unter Elektrik. Dennoch, der Motor muss rein. Also stellten wir das Motorrad in erhöhter Position auf ein paar Bretter und fuhren den Motor anschließen balancierend auf einem Wagenheber unter die Ducati. Um die Lage des Motors etwas stabiler zu gestalten platzierten wir einen weiteren Hydraulikzylinder unter den Ventildeckel vom liegenden Zylinder. Ein Problem bei der Montage war, dass der Rahmen an den vorderen Befestigungspunkten etwas zu schmal war. Der erste Versuch, den Rahmen mit gezielt treffenden Beleidigungen zu öffnen schlug fehl, und so pumpten wir den Motor bis kurz unter den Rahmen und hebelten ihn dann mit einem Schraubenzieher auf jeder Seite so weit auf, dass der Motor in den Rahmen gleiten konnte.

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Beim Einbau der Sachse Zündung hatte ich ein Problem mit der Platte auf der die Pickups sitzen. Das Schwungrad saß geringfügig zu weit Außen, jedoch genug um keinen Zündfunken auszulösen. Ich habe dann ein 1,5mm starkes Aluminium Blech so zurecht geschnitten und gebohrt, dass es sich mit der Trägerplatte der Pick Ups deckte. Den Praxistest hat es mittlerweile bestanden, dass an dieser Stelle eine Anpassung von Nöten war kommt mir dennoch komisch vor. Montieren wir den Schaltautomaten. Ich muss beichten dass ich vor dem Einbau nur bei komplett eingesteckten Einzelteilen, aber bei geöffneten Gehäusehälften die Schaltwalze durchgedreht habe. Mich erwartete Böses. Wer kann sich noch an diesen fürchterlichen Ausbruch aus dem Gehäuse vom Anfang erinnern? Das Gehäuse war nicht das Einzige was einen Schaden davon trug, denn die Schaltwalze muss auch von irgendwas erfasst worden sein und war krumm. Fragt mich mal nach Schimpfworten, ich kenne jetzt nämlich alle. Ich konnte die Walze um ca. 50 Grad drehen, dann war absolut Schluss. Das bedeutet alles wieder auf nahezu Null: Motor aus dem Motorrad, Köpfe ab, Zylinder ab und dann die Hälften trennen um die Schaltwalze gegen eine andere zu tauschen. Später alles wieder in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammen. Das war ein zusätzliches Wochenende schrauben. Doch alleine den Motor wieder aus dem Motorrad zu holen hat sich schon angefühlt wie eine Woche. Wieder montiert ging es dann auch recht schnell die Inbetriebnahme zu. Die Vergaser hatte ich irgendwo zwischen den anderen Sachen überholt, und dabei noch die Kleinteile zusammen mit den Ansaugstutzen hochglanzpoliert.

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Bevor es ernst wurde habe ich den Motor mit herausgedrehten Kerzen eine ganze Weile durchgetreten. Und nun war der Moment gekommen auf den ich lange gewartet habe. Also bin ich auf den Kickstarter gesprungen und habe sie nach 40 Jahren das erste Mal wieder zum Atmen gebracht! Der Motor stand voll im Saft. Das Winkeltriebgehäuse des liegenden Zylinders winkte verabschiedend seinem alten Leben im Ruhestand zu. Ich hab da dann nochmal die Schrauben nachgezogen. Nach ein bisschen laufen im Stand legte ich den ersten Gang ein und fuhr die ersten Meter. Die Bedienung vom Getriebe war die ersten Kilometer recht schwergängig. Die Anleitung die hier im Forum zum Distanzieren der Schaltklauen auf den Wellen hochgeladen wurde früher zu finden hätte der Thematik sicherlich noch weiter geholfen. So fahre ich jetzt mit den original Distanzscheiben. Nach etwa 500 Kilometern Fahrstrecke war das Ganze soweit eingelaufen, dass ich keine Notwendigkeit sehe deswegen nochmal den Motor zu öffnen. Der momentane Kilometerstand nach Restauration beträgt in etwa 2000 Kilometer. Nach den ersten weiteren Strecken waren noch diverse Kleinigkeiten die sich erst im Betrieb ergeben zu beheben. Hier und da traten kleine Undichtigkeiten auf, die ich meist mit einer neuen Dichtung welche ich zusätzlich mit Hylomar einsetzte abdichten konnte. Bei den Luftfiltern wollte ich auf die originalen Kästen aus vielerlei Hinsicht verzichten. Gewicht, Optik und vor allem Platz. Der Kasten vom liegenden Zylinder sollte nämlich einem Fach für Werkzeug weichen. Die Suche nach einem passenden Filter sollte sich allerdings als gar nicht so leicht herausstellen. Damit ein Filter an meinem Motorrad Verwendung finden kann muss er unheimlich flach sein, sonst passt der linke Seitendeckel nicht mehr. Der erste Filter von Marchald erfüllte dieses Kriterium. Leider war der Filter durch seine flache Bauform dermaßen Instabil dass mein Motorrad nach kurzer Zeit ein Loch in den Filter hinein sog. Als ich auf einer Tour mit einem anderen, höheren Filter, dann mein Motorrad ankicken wollte, hat kurzer Hand eine Flamme die in den Vergaser zurückgeschlagen ist den halben Filter abgefackelt! Das Ganze hat mächtig gequalmt und ich war kurzzeitig davon überzeugt mir würde die Kiste jetzt am Straßenrand abfackeln. Auf Empfehlung meines Motorrads bestellte ich Zuhause angekommen dann eben doch Trichter. Ich muss dazu sagen dass ich mit der Vergaserabstimmung auch noch nicht bei 100% angekommen bin. Ich habe noch das Problem, dass sich der Motor wenn er nicht absolut Betriebswarm ist beim Anfahren verschluckt. Außerdem braucht sie wenn sie warm ist ein paar Tritte bis sie anspringen will. Ich werde noch etwas mit den Einstellschrauben am Vergaser rumspielen. Meine Leerlaufdrehzahl ist zurzeit wirklich niedrig eingestellt. Das Gemisch habe ich so eingestellt das der Motor am höchsten dreht. Vielleicht ist ein etwas fetteres Gemisch besser. Leider soll es diese Woche durchgehend regnen. Ich denke ich werde nochmal in voller Ausführlichkeit berichten wie ich die Vergaser eingestellt habe, und was meine Veränderungen ergeben haben. Aber kommen wir vorerst zum Fazit.

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Ich kann absolut die Leute verstehen die Respekt vor dieser Technik haben. Sie hat eben Eigenheiten mit denen man erst vertraut werden muss. Bei manchen Dingen muss man sich einfach die Zeit nehmen und sehr genau sein. Bei vielen Problemchen haben sich findige Leute schon Gedanken gemacht, und Lösungen entwickelt. Ich kann daher denjenigen die über ein solides Grundgerüst an technischem Verständnis, und einem ebenso soliden Geldpolster verfügen, nur dazu raten es einfach zu wagen. Das was ich vor 14 Monaten bei dem Mann aus dem Schuppen zog war nicht mehr als ein Haufen eingerosteter, durch seine Vorbesitzer geschundener Teile. Wäre es mir um Geld gegangen hätte ich an dieser Stelle alle Teile einzeln inseriert und nach und nach verscherbelt. Doch damit hätte sich eine weitere Königswelle in Luft aufgelöst. Umso glücklicher bin ich das Motorrad heute in dem wohl besten Zustand zu sehen, den es je gehabt hat. Zuvor habe ich meinem Vater immer beim Schrauben über die Schulter gesehen, diese Restoration war jedoch vollständig meine. Und dafür hätte ich mir kein schöneres Objekt wünschen können. Der Motor läuft traumhaft und das Fahrverhalten ist sämtlichen anderen Motorrädern die ähnlichen Baujahres sind, und die ich schon gefahren bin, überlegen. Ein solches Motorrad im Betrieb zu halten erfordert sicherlich mehr Aufwand als etwas Neues zu Bewegen. Doch die Wartung und Instandhaltung zählt für mich genauso zum Spaß dazu wie das Fahren selber. In meinen jungen Jahren habe ich schon einige Motorräder besessen, aber mit Sicherheit noch keines zu dem ich eine solche Bindung entwickelt habe. Rechnet man das Ganze in Zahlen durch war es wohl ein Verlustgeschäft. Doch das Motorrad hat für mich einen wesentlich höheren Wert als nur den seiner zusammengeschraubten Teile. Was zählt sind all die Dinge die ich auf dem hin und wieder doch recht steinigem Weg gelernt habe.
Ich denke mal es wird noch einen vierten Teil geben. Es gibt nämlich noch Haufenweise kleine Details, die ich ausgelassen habe. Was meine Karriere als Restaurator angeht werde ich sicherlich mit irgendwas weitermachen. Zurzeit spiele ich mit dem Gedanken eine 900SS zu kaufen. Dabei suche ich an beiden Enden der Zustandsskala. Entweder einmal runderneuert oder günstig genug, dass es für mich Sinn macht diese Runderneuerung selber durchzuführen. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist dass ich meine Suche ernsthaft antrete, werde ich dies sicherlich hier auch nochmal kundtun. Meine 748R wird mich dafür allerdings leider wohl verlassen müssen. Könnte man sie doch alle behalten. Zum vorläufigen Abschluss sind hier noch die Bilder auf die sicherlich alle gewartet haben: Das „fertige“ Motorrad. Auf den Bildern sieht sie schon gut aus, die tatsächliche Wirkung der ganzen polierten und verchromten Teile entfaltet das Ganze allerdings erst so richtig in Natura.

https://bilderupload.org/bild/fdb588807-ducati-860-gt
https://bilderupload.org/bild/a7d988838-ducati-860-gt-7
https://bilderupload.org/bild/3d4688867-ducati-860-gt-4
https://bilderupload.org/bild/de7088992 ... -860-gt-56

Bis Dahin,
Jan

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von twinshocker » Mo 26. Sep 2022, 13:00

Hallo Jan,

das Motorrad sieht nicht nur gut aus sondern sogar sehr gut !!!!!

Aber ne Frage zu dem VeeTwo Zahnrad : Das sieht auf dem Bild aus wie ein schlecht gefräster Rohling. :shock:
Ich nehme an daß die Zahnflanken schon geschliffen sind ? Täuscht das auf dem Foto so ?

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Testastretta » Mo 26. Sep 2022, 15:16

twinshocker hat geschrieben:
Mo 26. Sep 2022, 13:00
Hallo Jan,

das Motorrad sieht nicht nur gut aus sondern sogar sehr gut !!!!!

Aber ne Frage zu dem VeeTwo Zahnrad : Das sieht auf dem Bild aus wie ein schlecht gefräster Rohling. :shock:
Ich nehme an daß die Zahnflanken schon geschliffen sind ? Täuscht das auf dem Foto so ?
Hallo,

Rein von der Güte der Oberfläche her ist das Zahnrad völlig in Ordnung. Auf dem Bild sieht das Ganze wesentlich schlimmer aus als es in Echt ist.

Gruß Jan

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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von twinshocker » Mo 26. Sep 2022, 21:05

Ok , das hätte mich auch gewundert

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conti
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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von conti » Di 27. Sep 2022, 10:43

ohhh... die ist aber wirklich schick geworden ... :D 8-)
Und die weiteren Feinheiten werden dich noch länger auf trapp halten , ich kenne das , habe gerade eine 350er Scrambler von 71 fertig und jetzt kommen die "Kleinigkeiten" :lol:
...aber wie du so schön schreibst ...das macht es aus und verbindet einen mit so einem Oldi , wenn man sich durch alle Höhen und Tiefen gekämpft hat.
...noch viel Freude damit . Grüße Horst

Montifalco
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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von Montifalco » Di 27. Sep 2022, 12:10

Hallo Jan,

Grosses Kompliment - deine 860 Ducati ist der Hammern!!!
Die von dir hergestellten Seitendeckel passen von der Linie viel besser als die Originalen.

ich bin überzeugt, dass du viel Spass und schöne Ausfahrten mit dieser ganz besonderen Ducati haben wirst.

Grüsse Monti

desmonocke
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Re: Ducati 860 Restaurationsbericht

Beitrag von desmonocke » Mi 28. Sep 2022, 14:33

Die Motorteile würden auch in eine Vitrine passen. Respekt vor deinem Können. Erste Sahne.
Gruß
Klaus

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